Die 34. Delegiertenversammlung des AGVS, Autogewerbeverband der Schweiz, auf Schloss Laufen in Dachsen ZH zeigte deutlich: Trotz positiver Zahlen ist die Branche auch in Zukunft stark gefordert, um erfolgreich zu bleiben. Die Basis dafür bilden ausgezeichnet ausgebildete Fachkräfte in den Garagen.
Der vom Nationalrat beschlossene Ausstieg aus der Atomenergie war auch Thema an der Delegiertenversammlung des AGVS. Zentralpräsident Urs Wernli erwartet keine unmittelbaren Auswirkungen auf das Autogewerbe und die Motorfahrzeugbenutzer: «Mittel- und langfristig jedoch schon. Denn die Energie dürfte sich massiv verteuern.» Einerseits stehe der erhöhten Nachfrage ein geringeres Angebot gegenüber. Anderseits sei die Mehrheit der Politiker und Politikerinnen überzeugt, über höhere Preise das Verhalten der Bevölkerung steuern und so den Verbrauch reduzieren zu können. «Damit ist absehbar, dass der individuelle Motorfahrzeugverkehr getreu der bisherigen Praxis über höhere Abgaben und Steuern zur Kasse gebeten wird», sagte er. Dagegen gelte es sich im Interesse der Branche und der Autofahrerinnen und Autofahrer zur Wehr zu setzen.
Hervorragend ausgebildete Fachkräfte in den Garagen
Urs Wernli wies vor über 100 Delegierten und rund 80 Gästen darauf hin, dass neben den energieeffizienteren Fahrzeugantrieben der Automobilindustrie auch die Schweizer Garagen einen wichtigen Beitrag zur Umweltschonung leisten. «Im Gleichschritt mit dem rasanten technischen Fortschritt und den stetig höheren Erwartungen der Autofahrer hat das Garagengewerbe die Kompetenz in den Betrieben fortlaufend gesteigert.» Die hervorragend ausgebildeten Fachkräfte bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung. Durch die konsequente Nachwuchsförderung, die Kundennähe und die hochstehende Qualitätsarbeit können die AGVS-Garagen ihre starke Marktposition auch in Zukunft aufrecht erhalten.
An der Versammlung kamen auch aktuelle Probleme zur Sprache. Während viele Importeure für das vergangene Jahr einen bedeutenden Umsatz- und Gewinnzuwachs verkündeten, schlugen die steigenden Verkaufszahlen bei vielen Händlern nicht im zu erwartenden Mass zu Buche. Gründe dafür sind die Direktverkäufe der Importeure im Grossflottengeschäft und an Mietwagengesellschaften, aber auch die direkt importierten Neuwagen. Nach rund 6'000 Fahrzeugen im Jahr 2009 stiegen die Direktimporte aufgrund des anhaltend starken Frankens im letzten Jahr auf über 10'000 Fahrzeuge an. Die Zahlen für die ersten Monate im 2011 deuten auf eine nochmalige Verdoppelung hin.
Aufruf an die Importeure
Zieht man alle diese Faktoren in Betracht, verkauften die Schweizer Garagen nicht wesentlich mehr Neuwagen als im vorangegangenen Jahr. Mit der verbleibenden Restmarge sind die Investitionen zur Erfüllung der anspruchsvollen Standards der Importeure zu tätigen. Gemäss Urs Wernli ein immer schwierigeres Unterfangen: «Wir rufen die Importeure deshalb dringend dazu auf, mit den Forderungen an die Garagisten Mass zu halten und in Partnerschaft mit den Händlern zu agieren. Dies stärkt beide Seiten.»
Gegen die Abschaffung der GVO
Auch in der Politik setzt sich der Branchen- und Berufsverband für die Interessen seiner Mitglieder ein. Zusammen mit den Partnerorganisationen erreichte er, dass der Autobranche bei der Senkung der Abgasgrenzwerte für Personenwagen mehr Zeit als in der EU zugestanden wird. Zudem sollen die Strafen nicht höher ausfallen als im europäischen Raum. Hoffnung besteht ausserdem, dass die sinnlose Stopp-Offroader-Initiative nicht zur Abstimmung gebracht wird, da sie von National- und Ständerat abgelehnt wurde.
Der AGVS stemmt sich auch weiterhin vehement gegen den Wegfall der Auto-spezifischen kartellrechtlichen Regelungen in der Schweiz. Die EU-Kommission hat entschieden, die Kraftfahrzeugbekanntmachung für den Fahrzeughandel ab Mitte 2013 abzuschaffen. Eine zunehmende Konzentration im Fahrzeughandel ist zu befürchten, in deren Folge Geschäftsschliessungen sowie Arbeits- und Lehrstellenverluste nicht zu vermeiden sind. Zusammen mit den im AGVS organisierten Händlerverbänden und wichtigen Partnerorganisationen setzt sich der Berufs- und Branchenverband dafür ein, die nationale, seit 2003 gültige Regelung beizubehalten. Diese schafft Rechts- und Planungssicherheit für die Betriebe im Autogewerbe.
Zum Abschluss forderte AGVS-Zentralpräsident Urs Wernli die Delegierten zu ungebrochenem Engagement auf: «Oberstes Ziel muss sein, gemeinsam für ein positives Branchenimage zu sorgen, von dem jeder einzelne Garagenbetrieb profitieren kann.»
Der AGVS, Autogewerbeverband der Schweiz
1927 gegründet, versteht sich der AGVS als dynamischer und zukunftsorientierter Branchen- und Berufsverband der Schweizer Garagisten. Rund 4000 kleine, mittlere und grössere Unternehmen, Markenvertretungen sowie unabhängige Betriebe sind Mitglied beim AGVS. Die insgesamt 31’000 Mitarbeitenden in den AGVS-Betrieben – davon um 10'000 in der Aus- und Weiterbildung stehende Nachwuchskräfte – verkaufen, warten und reparieren den grössten Teil des Schweizer Fuhrparks mit rund 5 Millionen Fahrzeugen.
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