Im Juni 2011 organisierte e'mobile, der Schweizerische Verband für elektrische und effiziente Strassenfahrzeuge, für die EBM (Genossenschaft Elektra Birseck, Mün¬chenstein), ein Elektrizitätsversorgungsunternehmen in der Nordwestschweiz, einen zweitägigen Intensivtest mit neun Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeugen der neusten Generation. Ziel dieses «Warm-up for Plug-ins» war es, die Elektrizitätswirtschaft mit den vielfältigen Themen der Elektromobilität vertraut zu machen. Der Test war einge¬bettet in die Delegiertenversammlung der EBM und enthielt neben einem Weiterbil¬dungskurs und einer Probefahrgelegenheit für die Delegierten und die Mitarbeitenden der EBM einen Reichweitenvergleich. Dabei wurden die Fahrzeuge auf einem 4 km langen Rundkurs solange gefahren, bis die Anzeige des Batterieladezustands bei 10% war. Mit einer Extrapolation wurde anschliessend eine Reichweite im Alltagsbetrieb ermittelt.
Folgende Testfahrzeuge standen zur Verfügung:
Beim Konzeptfahrzeug Toyota Prius Plug-in Vollhybrid handelt es sich, wie der Name sagt, grundsätzlich um ein Vollhybridfahrzeug. Der Prius PHEV ist gegenüber dem herkömmlichen Prius mit einem entsprechenden Lithium-Ionen Batteriepaket ausge¬stattet. Diese Technologie ermöglicht einen rein elektrischen Fahrbetrieb. Ist die Batte¬rie leer, kommt die Vollhybridtechnologie zum Einsatz.
Testbedingungen wie im Alltag
Die Testbedingungen waren günstig, aber wirklichkeitsnah:
• Der Parcours enthielt eine Steigung von 20 Meter Höhendifferenz, zwei Stopp¬signale und fünf Fussgängerstreifen. Er enthielt diverse enge Kurven, welche ein Abbremsen erforderten.
• Die Strassen waren meist trocken, die Temperaturen lagen zwischen 13°C und 20°C.
• Nach jeder Runde wechselten die Fahrer das Fahrzeug, damit die Resultate nicht durch individuelle Unterschiede im Fahrstil beeinflusst wurden.
• Die unterschiedlichen Fahrer vom Automechatroniker-Lehrling bis zum Ener¬gieexperten waren instruiert, sich mit den Fahrzeugen «normal» im Verkehrs-fluss zu bewegen, das heisst keine Vollgas-Beschleunigungen, aber auch kein übertriebener «Ökofahrstil».
• Die Fahrzeuge wurden im «normalen» Fahrmodus gefahren (nicht im Eco-Modus). Zusatzverbraucher wie Klimaanlage, Belüftung, Radio, etc. wurden ausgeschaltet. Einzig das Abblendlicht war stets eingeschaltet.
Bestätigung der Herstellerangaben
Die erzielten Reichweiten lagen zwischen 158 und 65 km, der Toyota Prius Plug-in erreichte rein elektrisch 17 km. Die Abweichungen von den Herstellerangaben reichen bei den Elektrofahrzeugen von +17% bis -19%, bei einem Durchschnittswert von - 8%.
Bei der Interpretation der Ergebnisse sind folgende Punkte zu beachten:
• Die Fahrzeuge wurden solange gefahren, bis der Batterieladezustand 10% be¬trug. Die Anzeige des Ladezustandes war bei den meisten Fahrzeugen aber zu wenig präzis, als dass dieser Wert hätte genau abgelesen werden können. Die erhaltenen Werte sind deshalb mit entsprechendem Vorbehalt zu interpretieren.
• Eine weitere Ungenauigkeit liegt darin, dass die Entladungsreserve bei einer Anzeige von 10% nicht immer bedeutet, dass die Batterien bis auf 10% entla¬den sind. Einige Hersteller gaben an, dass bei einer Anzeige von 0% eine Re¬serve für noch mindestens 20 km vorhanden ist.
• Die Fahrer waren mit den meisten Fahrzeugen nicht vertraut und konnten sie nicht mit optimaler Effizienz fahren.
• Die Fahrer mussten während des Tests eine qualitative Beurteilung der Fahr¬zeuge vornehmen, welche auch das Beschleunigungs- und Bremsverhalten umfasste. Auch dies läuft einem sparsamen Fahrstil zuwider.
Weitere Einflussfaktoren
Fazit: Die Abweichung der Reichweiten zu den Herstellerangaben betrug weniger als ± 20%. Dies zeigt, dass die Herstellerangaben unter günstigen Bedingungen zwar realis¬tisch sind. Dies heisst aber nicht, dass ein Fahrer in jedem Fall die vom Hersteller an¬gegebene Reichweite erreichen kann. Weniger günstige Bedingungen wie der Einsatz von Klimaanlage und Heizung, agressiver Fahrstil, Stop and Go-Verkehr oder schnee¬bedeckte Fahrbahn können die Reichweite massiv beeinflussen. Ein Fahrer wird je¬doch bald einmal feststellen, welche Bedingungen er beeinflussen kann und welche nicht. Und er wird einschätzen lernen, wie weit er unter welchen Bedingungen mit einer Batterieladung fahren kann.
Jahrestagung zu Elektrofahrzeugen und anderen Ecocars
Die Ergebnisse dieses Reichweitentests und des Projektes «Warm-up for Plug-ins» werden an der Jahrestagung des Verbandes e'mobile vom 24. August 2011 an der Berner Fachhochschule in Biel vorgestellt. Sie findet anschliessend an die Generalver¬sammlung des Verbands statt und steht unter dem Titel «Ecocars der Zukunft - Perspektiven und Herausforderungen».
Neben aktuellen Fragen zur Elektromobilität und zum Treibstoff der Zukunft gehen die Referenten auch auf die Markteinführung neuer Antriebskonzepte ein. Eine Podiumsdiskussion mit Anbietern von aktuellen und künfti¬gen Ecocars unter der Moderation des NZZ-Redaktors Martin Platter rundet das Pro¬gramm ab. Hauptsponsoren des Anlasses sind dieses Jahr Opel und Peugeot, die ihre Elektrofahrzeuge in der begleitenden Ausstellung zeigen werden.
Programm und weitere Informationen zur Jahrestagung, die Tabelle mit den Fahrzeug-spezifikationen und eine Grafik mit den Ergebnissen des Reichweitentests sind auf www.e-mobile.ch verfügbar.
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