Farbtrends 2011

Automobilmessen sind seit jeher Trendsetter, um den Wandel im Publikumsgeschmack festzuhalten. In diesen Bereich konnte auch am 81. internationalen Genfer Automobilsalon festgestellt werden, wohin die Farbgebung weist. Als klarer Trend zeigten sich die matten Oberflächen. Während solche bereits vor ein, zwei Jahren vereinzelt in Schwarz auftraten, waren es heuer auch rot, weiss, grau, blau und gelb beschichtete Fahrzeuge, die mit stumpfer Oberfläche lockten. In den Labors der Lackhersteller können heute praktisch alle gewünschten Effekte gemischt und angewandt werden. Auch solche, die wohl kaum je auf einem Serienauto zu sehen sein werden. Denn für ein Einzelstück ist der Lackaufbau in bis zu 12 Schichten möglich – am Fliessband aber nicht.

Ganzes Regenbogenspektrum
Unser kleiner Rundgang hat bei Alfa Romeo seinen Anfang genommen. Der Sportwagen C4 Concept, der in gut einem Jahr in die Produktion gehen soll, war in einem warmen Satinrot mit mattem Decklack zu sehen. Die aufwendige Lackierung die je nach Lichteinfall von Rubinrot bis Orange floppte, verlieh dem Modell eine aussergewöhnliche Note. Wer der Lacklieferant war, konnte nicht eruiert werden.

Um den Audi A1 ins beste Salonlicht zu tauchen, wurde das Modell in einem stark floppenden Rotviolett beschichtet. Die zahllosen Pigmente schimmern dabei goldig durch, während der Klarlack bereits deutliche Spuren (Hologramme und Kratzer) der nicht enden wollenden Reinigungsversuche zeigt.

Wer den neuen Bentley Continental GT ins Visier nahm, musste bestimmt an «Goldfinger» denken. Die aufreizende Farbkombination von Braun bis Goldgelb schimmernd brachte den fein gezeichneten Karosseriekörper bestens zur Geltung.

Überaus aufwendig hat sich Citroën mit dem DS4 in Szene gesetzt. Im ersten Moment tippt der Betrachter auf ein stumpfes, mattes Dunkelgrau. Dann erscheinen plötzlich rote und blaue Elemente, die sich zu einem Violett vereinen. Leider auch nur ein Lack, der auf dem Messestand Furore macht, aber kaum in Serie gehen wird.

Der familienfreundliche Ferrari FF auf dem Pininfarina-Stand erstrahlte in Mattweiss. So zeigte sich der allradgetriebene Vierplätzer aus Modena von seiner weniger aggressiven Seite und zeigt, wohin die Farbe tendiert.

Gelb und matt – so stellt sich der Designer Zagato ein Coupé auf der Basis des Fiat 500 vor. Das wellenförmige Dach der Knutschkugel könnte, wie auch die Farbgebung, bald einmal Wirklichkeit werden.

Da schielte Jaguar wohl nach Frankreich, als die Beschichtung für die Weltpremiere des XKR-S bestimmt wurde. Das legendäre Bugattiblau, das zur nationalen Rennfarbe wurde, liess die lange Motorhaube des Coupés wie ein blaues Meer aussehen.

Wie ein bunter Frühlingsstrauss liess Lamborghini den neuen Aventator in Genf hochleben. Dabei hatten die Besucher Gelegenheit das Flügeltürencoupé in Anthrazit, Rotorange oder in mattem Weiss zu bestaunen.

Wird zweifarbig wieder Mode? Lancia stellte den neuen, süssen Ypsilon mit vier Seitentüren jedenfalls in der Kombination Hell- und Dunkelgrau vor. Das könnte den Damen jedenfalls die passende Kleiderwahl erleichtern.

Ein Experiment gewagt hat auch Land Rover beim neuen, viertürigen Range Rover Evoque. Wirkte die Farbe aus Distanz eher gelblich, stellt sie sich bei genauem Hinsehen als softes Grün heraus, das am ehesten an den Blattaustrieb bei Buchen oder einen Grüntee erinnert. Der matte Decklack kaschierte die vielen Scheinwerfer an der Decke wirkungsvoll.

Das Supersport Cabriolet von Maserati in matt gedämpftem Weiss. Da kann noch so viel geputzt werden, die Oberfläche zeigt die an der Decke hängenden Scheinwerfer nicht, sondern wandelt deren Licht in ein milchiges Perlweiss.

Das soll einmal ein Mazda6 werden. Die in weichem Blauton beschichtete Karosserie zeigte im Detail eine Vielzahl von Nuancen. Durch den hochglänzenden Klarlack spiegelten sich die Decke und die nebenanstehenden Objekte, was die Silhouette des Shinari etwas verwischte.

Kleiner zu klein, um Botschafter zu sein, dachte sich Mitsubishi und zeigte den Elektrostadtwagen i-MiEV in einer aufwendigen Beschichtung mit dunkelrotem Metalliclack. Aus der Nähe betrachtet kamen Gold- und Blauelemente zum Vorschein.
Dass der Audi R8 von MTM mit diesem Outfit nicht auf die Strasse dürfte, stört den Tuner wohl kaum. Denn wenn sich die Besucher in der Folie sehen, hat er sein Ziel bereits erreicht. Das spiegelnde Silber verwischt auf der andern Seite die Karosserielinien und wirkt wild.
Eher den Alltag repräsentierte der Opel Zafira Tourer. Sein feines Silber metallic gehörte aber bisher nicht zum Repertoire. Es liess jedoch die Details glänzend zur Geltung kommen und weist weg vom puren Silber.

Rund wohin das Auge schaut. Renault zeigte mit der Studie ZH25 einen denkbaren Weg, wie ein kleiner Crossover in Zukunft aussehen könnte. Ob das facettenreich flimmernde Orangebraun allerdings den Weg in die Serienproduktion schafft, ist fraglich.

Dass sich ein blaustichiges Hellgrau aus der Masse herausheben kann, bewies Subaru mit der Studie des kommenden Impreza. Jedenfalls liessen sich die Konturen detailliert darstellen und das Fahrzeug wirkte grösser als es in Wirklichkeit ist.

Spies Hecker lieferte den mattschwarzen Lack für den aufgemotzten Techart-Porsche GTStreet R. Das schnelle Cabriolet auf Basis des 911 Turbo wies zudem blaue Ringe um die Scheinwerfer und blaue Bremssättel auf – ein ganz besonderes Farbenspiel.