UPSA: Attraktive Preis- und Modellpolitik beleben den Schweizer Automarkt
Anrisstext: 

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen kann die hiesige Automobilwirtschaft für das Jahr 2013 erneut respektable Verkaufszahlen vermelden. Insgesamt wurden in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein 307'885 Personenwagen neu immatrikuliert (–6,2%).

 Dieses Ergebnis ist das drittbeste seit 2003 und übertrifft damit die Erwartungen nach einem von Sonderfaktoren geprägten Vorjahr deutlich. Sinkende Listenpreise, attraktive Neuheiten sowie verstärkte Marketingaktionen stimulierten die Nachfrage. Noch begehrter als Neuwagen waren 2013 allerdings Occasionen. Wie die Marktanalysten von Eurotax berechnet haben, wechselten im zurückliegenden Jahr 851'883 Gebrauchtwagen den Besitzer (+2,8%). Dies sind 2,8 Mal mehr Fahrzeuge, als Neuwagen immatrikuliert worden sind. Augenfällig ist, dass Gebrauchte aller Fahr­zeugsegmente stark gesucht waren, weshalb die durchschnittliche Standzeit in der Folge auf derzeit noch 99 Tage fiel (–2,9%).

Angesichts der Turbulenzen im europäischen Umfeld hat die Schweizer Wirtschaft das Jahr 2013 ausgesprochen gut gemeistert. Grundlage und Rückgrat für das europaweit höchste Bruttoinlandprodukt waren die anhaltend positive Entwicklung von Industrie, Binnenkonsum und Exporten. Das Wachstum der Schweizer Wirtschaft wird sich gemäss KOF-Konjunktur­barometer im Jahr 2014 sogar noch beschleunigen. Der entsprechende Frühindikator ist im Dezember 2013 nämlich auf den höchsten Stand seit Juli 2011 gestiegen. Erfahrungs­gemäss wirkt sich eine derartige Entwicklung auch positiv auf Investitionen in langlebige Konsumgüter, wie beispielsweise den Kauf von Neuwagen, aus. Die attraktive Modellpolitik diverser Marken verspricht für 2014 erneut zahlreiche Highlights und damit ein anhaltend hohes Kaufinteresse – quer durch alle Fahrzeugsegmente und Antriebsarten

Urs Wernli, Zentralpräsident Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS), äussert sich trotzdem kritisch: «Es sollte nicht übersehen werden, dass unsere Mitglieder das Geschäftsjahr 2013 in einem überaus kompetitiven Umfeld meistern mussten. Grosses Engagement und Beharr­lichkeit wurde allen abverlangt. Die vorgenommenen Preisbereinigungen haben für Trans­parenz und Vertrauen gesorgt und damit auch dazu beigetragen, dass Direktimporte um rund 25% Prozent abnahmen. Allerdings litten viele Betriebe unter dem massiven Preis­druck».

Jeder dritte Neuwagen trägt ein deutsches Markenemblem

Dass die Vertreter der Top-10-Markenrangliste im Neuwagenmarkt die gleichen sind wie im Vorjahr, täuscht darüber hinweg, dass einige der betreffenden Volumenhersteller 2013 gehörig Federn lassen mussten. Prozentual am heftigsten traf es Renault (–20,9%) und Ford (–18,4%), aber auch die Einbrüche von VW (–7,5%), Opel (–7,3%) und Skoda (–6,2%) sind bemerkenswert. Im Gegensatz dazu kann BMW in der Schweiz auf ein überaus erfolg­reiches Jahr zurückblicken (+7,2%), weshalb die Münchner mit Skoda auch den dritten Rang tauschten. Insgesamt beträgt der Marktanteil der Top-10-Marken 59,8% (2012: 60,0%); mehr als jeder dritte (36,8%) verkaufte Neuwagen trägt zudem ein deutsches Marken­emblem (2012: 35,7%). Traditionsgemäss dominiert der Volkswagenkonzern (ohne Porsche) die hiesige Verkaufsstatistik: Sein Markenportfolio mit VW, Audi, Skoda und Seat schnitt mit einem Minus von 5,4% (–5'130 PW) zudem leicht besser ab als der Gesamtmarkt.

Top-10-Marken im Neu- und Gebrauchtwagenmarkt
Rangierung 2012 in Klammern

Rang

Neuwagen 2013

Marktanteil

Gebrauchtwagen 2013

Marktanteil

1

Volkswagen (1)

13.3%

Volkswagen (1)

13.6%

2

Audi (2)

6.9%

Audi (3)

7.5%

3

BMW (4)

6.6%

Opel (2)

7.2%

4

Skoda (3)

5.8%

BMW (4)

6.3%

5

Mercedes-Benz (7)

5.4%

Renault (5)

5.7%

6

Ford (5)

4.8%

Mercedes-Benz (6)

5.4%

7

Opel (8)

4.6%

Peugeot (7)

5.0%

8

Renault (6)

4.4%

Ford (7)

4.8%

9

Toyota (9)

4.1%

Fiat (10)

4.1%

10

Peugeot (10)

3.8%

Toyota (9)

4.1%

 

Total

59,8%

Total

63,8%

 

Interessant sind auch die Zahlen von Neuwagen mit spezifischen Antriebsarten: Ein Schweizer Phänomen sind etwa Fahrzeuge mit Allradantrieb – deren Anteil an allen neu zugelassenen Personenwagen betrug im zurückliegenden Jahr stolze 36,0% (110'820 PW, +1%; 2012: 33,5%). Dies ist eine mehr als doppelt so hohe 4x4-Quote wie in Deutschland! Mit einem Wachstum von 10,9% (9'331 PW) liessen auch Neuwagen mit Alternativantrieb (Hybrid-, Elektro-, Gas- und E85-Fahrzeuge) den Gesamtmarkt deutlich hinter sich. Ihr Marktanteil von 3,0% (2012: 2,6%) verharrt jedoch weiterhin auf tiefem Niveau. Es ist damit zu rechnen, dass aktuelle sowie anstehende Modell-Lancierungen die Nachfrage nach hybrid angetriebenen Fahrzeugen im laufenden Jahr stimulieren werden, während die übrigen Alternativen insgesamt eher stagnieren dürften. Ihre Marktsättigung scheinen derzeit auch Dieselfahrzeuge erreicht zu haben: Der Verkauf von Neuwagen sank im Vorjahres­vergleich um 6% (114'144 PW). Aufgrund des rückläufigen Gesamtmarktes stieg ihr Marktanteil trotzdem leicht auf 37,1% (2012: 37,0%).

Gebrauchtwagenland Schweiz

Während der Neuwagenmarkt sensibel auf Signale des aktuellen Wirtschaftsgeschehens reagiert, verläuft die Entwicklung im Gebrauchtwagenhandel – zumindest was die Anzahl verkaufter Fahrzeuge betrifft – stabiler. Für das Jahr 2013 resultierte erneut ein Wachstum von 2,8% (851'883 PW). Gestützt wird die hohe Nachfrage durch das überaus breite und lukrative Angebot an jungen Gebrauchten, die als neuwertige Tageszulassungen aus dem Ausland auf dem hiesigen Occasionsmarkt landen. Hohe Wachstumszahlen sind dabei vor allem bei denjenigen Marken zu beobachten, die als Neuwagen im oberen und obersten Preissegment angesiedelt sind oder aber überdurchschnittliche Wertverluste verzeichnen.

Gemäss Heiko Haasler, Geschäftsführer von Eurotax Schweiz, «tragen die sinkenden Parallel- und Direktimporte bei Neuwagen sowie die anhaltend hohe Nachfrage nach Gebrauchtwagen dazu bei, den Umsatzrückgang des Autogewerbes zu dämpfen. Gleich­wohl haben die jüngsten Abschreiber auf Occasionslagern deutlich vor Augen geführt, dass das Geschäft mit Gebrauchtwagen kein Selbstläufer sein kann, sondern aktiv bewirtschaftet und vermarktet werden muss».

Besonders gefragt waren im zurückliegenden Jahr auch bei Occasionen vor allem deutsche Marken: 2013 stammten ganze 62,8% (2012: 61,7%) der in der Top-10-Rangliste vertretenen Gebrauchtwagen aus ‚deutscher‘ Produktion. Bezogen auf alle verkauften Occasionen beträgt dieser Anteil immer noch imposante 40%! Anders als bei Neuwagen stiessen speziell die Fahrzeuge aus der Modellpalette des Volkswagenkonzerns (ohne Porsche) auf grosse Kaufbereitschaft. Ihr Anteil erhöhte sich gegenüber 2012 markant um 6% auf 219'255 PW, was einem Marktanteil von 25,7% entspricht!

Standzeiten sinken im Durchschnitt auf 99 Tage

Trotz überdurchschnittlich vielen faktisch neuen Gebrauchtwagen mit Tageszulassung führte die noch höhere Nachfrage zu einer erneuten Reduktion der Standzeiten. Über alle Fahr­zeugsegmente hinweg wartet eine Occasion derzeit im Durchschnitt 99 Tage (–2,9%) auf einen Käufer (2012: 102 Tage); regional sowie abhängig von der Fahrzeugkategorie bleiben allerdings grosse Unterschiede bestehen. Erneut stark rückläufig war die Verweildauer in der Microklasse (101 Tage, –5,6%), bei Kleinwagen (93 Tage, –5,1%) und in der Unteren Mittelklasse (96 Tage, –4,0%). Spürbar kürzer waren aber auch die Standzeiten von Fahrzeugen der Luxusklasse (126 Tage, –2,3%), von Cabriolets/Roadster (122 Tage, –1,6%), von Coupés und Sportwagen (118 Tage, –1,7%), von Kompakt- und Minivans (103 Tage, –2,8%) und von Fahrzeugen der Mittelklasse (101 Tage, –1,0%). Unverändert lange standen hingegen Occasionen der Oberen Mittelklasse (109 Tage) auf dem Hof. Wer rasch Bares sehen wollte, handelte mit SUVs: Diese fanden bereits nach 88 Tagen (–2,2%) einen neuen Besitzer.

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