Die Sicherheit auf den Strassen ist trügerisch – mit jedem 4. Auto fahren viel zu viele Personenwagen in einem sicherheitskritischen Zustand. Worauf der Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS) schon länger aufmerksam macht, wird nun durch alarmierende Zahlen aus Deutschland bestätigt.
Die jüngste Statistik der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) zeigt: Mehr als zehn Millionen Autos – ein Viertel aller 43,9 Millionen Personenwagen in unserem nördlichen Nachbarland – entsprechen nicht dem sicherheitstechnischen Standard im Strassenverkehr. Die Zahl hat gegenüber den Vorjahren deutlich zugenommen. Besonders häufig beanstandet werden in der Regel die Beleuchtungs-, Brems- und Auspuffanlage sowie der Zustand der Reifen.
Im Rahmen seiner Kampagne für mehr Sicherheit auf Schweizer Strassen und damit gegen die vom Bundesamt für Strassen (ASTRA) geplante Verlängerung der Prüfintervalle für Personenwagen sieht sich der Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS) bestätigt: Die Zahlen aus den kantonalen Strassenverkehrsämtern Zug, Aargau und Neuenburg, die einzigen, die in der Schweiz erhältlich sind, zeigen, dass auch in der Schweiz im Schnitt ein Viertel aller Personenwagen die periodische Motorfahrzeugkontrolle (MFK) nicht besteht. Die Zahl wäre noch höher, wenn nicht 70 % aller zu prüfenden Autos vorher zum Check in einer Garage vorfahren würden.
Dass die hohe Quote von Personenwagen in sicherheitstechnisch mangelhaftem Zustand nicht erst bei der Prüfung auf den kantonalen Strassenverkehrsämtern registriert wird, zeigt eine Ende Mai durchgeführte Kontrolle der Kantonspolizei Luzern: Bei der Hälfte aller kontrollierten Autos wurden Mängel im Bereich der Fahrzeugsicherheit festgestellt – bei einem Viertel waren sie gar so gravierend, dass eine Weiterfahrt von der Polizei verweigert werden musste.
Die Schweiz ist kein Musterland
Für den AGVS und andere Verbände, welche die Interessen des Strassenverkehrs vertreten, zeigt sich damit klar, dass die Schweiz in Bezug auf den Zustand der Fahrzeuge kein „Musterland“ ist und sie mit der vom ASTRA so hoch gelobten „Eigenverantwortung“ nicht besser da steht als unser nördliches Nachbarland. Damit ist aus Sicht des AGVS eines der Hauptargumente des ASTRA für eine Verlängerung der heute gültigen Prüfintervalle widerlegt.
Das Bundesamt für Strassen plant, die erste Prüfung von Personenwagen von heute 4 auf 6 Jahre zu verlängern. Die Anhörung zur Änderung der entsprechenden Verordnung dauert noch bis zum 4. Juli. Für die Schweizer Garagisten kommt eine Verlängerung der Prüfintervalle aus einer ganzen Reihe von Gründen nicht in Frage. Neben fundamentalen sicherheitstechnischen Überlegungen weist der AGVS auch darauf hin, dass sich der Bund mit einer Verlängerung der Prüfintervalle in unhaltbare Widersprüche zum Programm „Via sicura“ begibt, das die Sicherheit auf Schweizer Strassen erhöhen soll. Ausserdem hätte die Schweiz mit der geplanten Verlängerung die lockersten Prüfintervalle in ganz Europa.
In diesem Zusammenhang fordert der Auto Gewerbe Verband Schweiz jetzt völlige Transparenz über die wahren Zustände der Schweizer Personenwagen und fordert Verkehrsministerin Doris Leuthard auf, den kantonalen Strassenverkehrsämtern zu erlauben, die entsprechenden Zahlen über Fahrzeugschäden, die anlässlich der Motorfahrzeugkontrolle entdeckt werden, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Gleichzeitig weist der AGVS auch auf die Gefahr hin, die durch die teilweise dramatischen Prüfrückstände bei vielen kantonalen Strassenverkehrsämtern entsteht: Jedes Jahr kommen dadurch zusätzlich 30 000 bis 40 000 ungeprüfte Fahrzeuge auf die Strasse. Nicht rechtzeitig behobene Mängel an Fahrzeugen führen zu Pannen, Unfällen, Staus und im schlimmsten Fall zu Verletzten und Toten. Mit einer Verlängerung der Prüfintervalle droht die MFK nach Ansicht des AGVS ihre wichtige präventive Wirkung zu verlieren.
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