Auto Suisse: Klarsicht - Mai 2011

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Jetzt ist die Kostenkatze also aus dem Staatssack: Die Autobahnvignette soll um die Kleinigkeit von 150 Prozent von 40 auf 100 Franken angehoben werden. Auch wird die sogenannte Pendlerpauschale, also die Möglichkeit, für berufliche Fahrtkosten Steuerabzüge zu machen, massiv eingeschränkt. Möglich ist auch, dass der Benzinpreis wegen der geplanten CO2 -Abgabe um rund 30 Rappen pro Liter aufschlagen wird.  (Extrakt Editorial Max Nötzli, Präsident d'auto-schweiz)


Wenn Hintergründe verschwiegen werden...
«Der Ausstoss von Treibhausgasen aus dem Verkehrssektor ist zwischen 1990 und 2009 um 1,8 Millionen Tonnen oder 12 Prozent angestiegen.» Dieser lapidare Satz war kürzlich in einer Medienmitteilung des Bundesamtes für Umwelt (18. April, www.bafu.admin.ch) zu lesen. Der Satz sollte die Mitteilung untermauern, dass der Rückgang der Treibhausgasemissionen in der Schweiz im Jahr 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Millionen Tonnen ungenügend sei, weil dieses Ergebnis immer noch 0,6 Millionen Tonnen über dem Kyoto-Ziel von 48,6 Millionen Tonnen liegt.

So weit, so verwirrlich, möchte man denken, weil Dinge (Kyoto-Protokoll, Gesamtvergleich 2008/2009, Vergleiche von Sektoren seit 1990) nebeneinandergestellt werden, die so nichts miteinander zu tun haben. Schaut man genauer hin, scheint einem die Sache mit dieser Medienmitteilung allerdings sehr problematisch. Das Problem der Zahlennennung, «12 Prozent angestiegen», liegt nämlich beim Verschweigen der Hintergründe. Ein Trick nur? Oder geht es der Behörde womöglich darum, «Auto-Bashing» zu betreiben?

«Der Verkehr ist heute für einen Drittel der gesamten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich», steht weiter im Text. Beigefügt wird eine Grafik, in der die Entwicklung der einzelnen Sektoren wie Industrie, Dienstleistungen, Haushalte und Verkehr dargestellt werden. Zwischen 1990 und 2009 konnten die CO2 -Emissionen im Sektor Haushalt um zehn Prozent gesenkt werden, jene der Industrie und der Dienstleistungen je um neun Prozent, jene der Landwirtschaft um sieben Prozent. Die Automobilbranche steht mit der unkommentierten Zunahme von zwölf Prozent natürlich als Sündenbock da. Betrachtet man den Anteil an den CO2 -Emissionen des Sektors Verkehr, ist dieser nur um vier Prozent - von 28 (1990) auf 32 Prozent (2009) -angestiegen.

Die Gründe, die zu diesem Plus geführt haben, werden nicht erwähnt. Der Transparenz wegen zeigen wir hier auf, was im Sektor motorisierter Strassenverkehr zwischen 1990 und 2009 alles passiert ist:

  • Der Bestand der Motorfahrzeuge in der Schweiz beträgt heute rund 5,4 Millionen; das entspricht einer Zunahme von 42 Prozent seit 1990 (Zahlen BSF).
  • Im privaten Personenverkehr wurden vor 20 Jahren rund 77,76 Millionen Personenkilometer zurückgelegt, im Güterverkehr 11,52 Millionen Tonnenkilometer. Im Jahr 2009 waren es 89,93 Millionen beim Personen- und 16,73 Millionen beim Güterverkehr. Das entspricht einer Zunahme der Verkehrsleistungen von 15,6 Prozent beim Personen- und 45,2 Prozent beim Güterverkehr.

Stellt man diese Fakten dem um vier Prozent angewachsenen CO2-Anteil des Verkehrssektors gegenüber, möchte man fast von einem Klacks sprechen. Es geht uns aber keinesfalls darum, hier etwas zu verharmlosen oder herunterzuspielen, sondern darum, die richtigen Relationen aufzuzeigen.

Noch ein Punkt macht uns stutzig, wenn wir die behördliche Schuldzuweisung betrachten. Bei der Ermittlung der Brennstoff-und Treibstoffverbräuche misst das BAFU mit verschiedenen Ellen. Weil der Einfluss unterschiedlich kalter Winter auf den Brennstoffverbrauch gross ist, wird eine sogenannte «Klimakorrektur» durchgeführt. Dabei werden die Schwankungen des Brennstoffverbrauchs, die der unterschiedliche Heizbedarf nach sich zieht, ausgeglichen. Bemerkenswert ist nun, dass beim Treibstoffverbrauch, der genauso von Klimaschwankungen, sprich längeren Kälteperioden, betroffen ist wie der Brennstoffkonsum, keine «Klimakorrektur» vorgenommen wird.

In den vergangenen Jahren haben die Autobauer in Sachen Treibstoffeffizienz, saubere Motoren und auch Fahrzeugsicherheit riesige Fortschritte erzielt. Wir erinnern daran, dass der mittlere Verbrauch der aktuellen Neuwagenflotte in der Schweiz bei 6,7 l/100 km liegt, vor 20 Jahren lag er noch bei über neun Litern und vor zehn Jahren bei 8,4 l/100 km - und dies, obwohl erheblich mehr Masse bewegt werden muss, da die Autos aus Gründen der Sicherheit schwerer geworden sind. Noch beachtlicher als der stetige Verbrauchsrückgang sind die Fortschritte bei den Schadstoffemissionen. Wurden die Schadstoffanteile früher noch in Gramm gemessen, bewegen sie sich heute im Mikrogrammbereich; einige Komponenten sind so stark abgesenkt worden, dass sie messtechnisch kaum mehr nachweisbar sind.

Die von der Automobilindustrie in den vergangenen Jahren erzielten Fortschritte im ökologischen Bereich sind unübersehbar. Darauf kann sie mit Fug und Recht stolz sein, und darauf darf und soll sie immer wieder hinweisen. Wenn trotzdem von links¬grüner Seite immer noch versucht wird, das private Motorfahrzeug in die Rolle des Umweltschädlings zu drängen, so hat dies viel mit Ideologie und wenig mit Sachkenntnis zu tun -was ja dann immerhin eine Erklärung wäre. Doch von einem Bundesamt mag man solche politischen Spiele nicht hinnehmen.

 

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